In Anlehnung an den letzten Beitrag von Sassi aka Diafeelings hab ich mich nun doch entschlossen, mal was zu diesem ewig wehrenden Kampf mit dem Langzeitzucker, auch HbA1c genannt, zu schreiben.
Aber erstmal zum wissenschaftlichen Teil!
Was ist der HbA1c und was sagt er aus?*
Hb steht ganz einfach für Hämoglobin. Dieser ist ein eisenhaltiger Farbstoff der in den roten Blutkörperchen enthalten ist und kann dadurch Sauerstoff (wir atmen ein 😉 ) und Kohlendioxid (wir atmen aus 😉 ) an sich binden. durch diese Anbindung sind die Blutgase im Körper transportfähig und daher ist das Hämoglobin ein lebenswichtiges und -notwendiges Protein.
Durch die in der Blutbahn befindliche Glukose glykiert das Hämoglobin und es entsteht so, durch eine chemische Reaktion, das oft gefürchtete HbA1c – Wert. Dieser wird ja bekanntlich im Schnitt alle 3 Monate genommen und gibt in Prozent an, wie der Blutzucker in den letzten 8-12 Wochen war. Je höher der Wert in Prozent, desto höher war auch der Durchschnitts-BZ.
Warum nur alle 8-12 Wochen?
Unsere Blutkörperchen leben nunmal nicht ewig und sterben relativ schnell. Die Lebensdauer beträgt ca 120 Tage, also 4 Monate. Durch diese regelmäßige Messung bekommt man einen guten Mix aus jungen, frischen Blutkörperchen und alten.
Alt vs. Neu. Oder auch: Warum viele Ärzte einen rund machen!
Jetzt komme ich endlich zu dem, was Sassi gestern in ihrem Blogpost in meinen Augen rübergebracht hat. Ihr A1c ist nicht gut, aber auch, nach neusten Erkenntnisse, nicht schlecht. Viele Ärzte, und davon hab ich in meiner Diabeteslaufbahn schon einige erleben dürfen, handeln immer noch nach dem Motto „hast du einen hohen HbA1c, kümmerst du dich nicht um deine Krankheit, also helf‘ ich dir auch nicht mit deinen Wünschen“.
Hier ist mal wieder einer aus meiner Sicht „Altbacken“ Diabetologe am Werk, der seine Patienten nur anhand eines Wertes beurteilt und sich nicht bzw nur wenig um die belange zu kümmern scheint. Die sprichwortwörtliche Goldwaage wird dann rausgeholt und da muss ich einfach mal sagen:
Liebe Diabetologen die sich keine Zeit für ein bisschen mehr nehmen,
wir bestehen aus MEHR als nur einer Zahl, die man alle 3 Monate zu sehen bekommt und verschrottet endlich eure Goldwaage.
Wenn ihr euch nicht die Mühe geben wollt, mal gewisse dinge zu hinterfragen, dann macht uns für einen HbA1c nicht rund. Das ist kontraproduktiv und nicht therapiefördernd. Man sieht uns ggf nur einmal alle 3 Monate für vielleicht 10-15 Minuten, was in der Diabetestherapie und im Diabetesmanagement VIEL zu wenig ist, und für den Rest der Zeit sind wir auf uns allein gestellt. Müssen 24/7 mit allen Ups & Downs klar kommen und als dank wird man noch rund gemacht.
Das was wichtig ist, und auch als NEU anzusehen ist, ist das Gesamtpaket sich anzusehen. Zu hinterfragen, warum denn nun die Werte so unglaublig besch***** waren. Was wurde umgestellt, warum wurde es umgestellt, gab es im privaten oder beruflichen Umfeld länger anhaltenden Stress? Klar gibt es auch Diabetiker und uns, denen kann man erzählen was man will, sie sträuben sich einer Änderung an sich selbst. Das ist aber nur ein kleiner Bruchteil vom Gesamten.
Warum ich das so direkt nun sage, ist…
ich war vor fast 12 Jahren in der selben Situation wie die liebe Sassi heute. Nur ein wenig extremer.. Von 2000 bis 2005 lag ich regelmäßig mindestens einmal mit einer mindestens mittelschweren Ketoazidose im Krankenhaus inkl vollem Programm im Vorfeld. 1 – 2 Wochen Krankenhausaufenthalt waren da an der „Tagesordnung“. 2004 hatten dann die Krankenhausärzte sprichwörtlich die Schnauze voll und haben auf bitten meinerseits unabhängig von einander ein Gutachten erstellt mit dem Ergebnis, das ich nun doch von der ICT auf CSII umgestellt werden sollte.
Nach der Entlassung also auf zur Diabetologin, Berichte und Gutachten hingelegt und bekam dann zu hören „wir machen jetzt die nächsten 3 Monate eine Blutabnahme mit HbA1c-Bestimmung und dann schauen wir mal weiter!“. Gesagt getan…Werte dokumentiert in einer Exceltabelle und dann nach 3 Monaten durfte ich mir den Spruch „Ihre Durchschnittswerte stimmen nicht mit ihrem HbA1c überein. Eine Pumpentherapie kann ich so nicht verantworten.“. Voller entsetzen und Enttäuschung verließ ich die Praxis, aber nicht ohne ihr noch n passenden Spruch da zu lassen.
Schließlich stand im Gutachten drin „…Lebenserwartung ohne Umstellung auf Pumpentherapie: 25 Jahre!“. Die Gute nahm also billigend in Kauf, das es weiter bergab mit mir und meiner Therapie ging. Und so ist es auch ein weiteres Jahr passiert…Keto – Krankenhaus – nach Entlassung auf zum neuen Diabetologen. Der gute hat sich alles angehört und keine 2 Wochen später war die Insulinpumpe MEINS.
Das war nun meine Geschichte, wie ich zur Insulinpumpe kam.
Teil 2, warum ich so denke…
Mein aktueller Augenarzt macht mich jedesmal rund, das mein HbA1c ja, O-Ton, VIEL zu hoch sei. Am liebsten würde er mich innerhalb von 4 Wochen auf unter 6,0% sehen. Das dies aber 1. auf die schnelle nicht gesund ist und 2. ihn es allen Anschein einen scheißdreck interessiert, wo ich all die Jahre zuvor „rumturnte“ bringt mich jedes mal auf die Palme. Erklärungsversuche, das er sich mal den kompletten Verlauf ansehen sollte und das Gesamtbild mal sich zu Herzen nehmen sollte, verstummt regelmäßig.
Fazit:
„Wir sind mehr als nur eine Zahl, die uns als „gut“ oder „schlecht“ hinstellt. Der HbA1c ist nicht das Goldmaß in der Diabetestherapie.
*Informationen dadrüber zu finden unter www.hba1c.info
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